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Alarmierender Vogelschwund in Deutschland und Europa

Bundesregierung bestätigt Beobachtungen zum Rückgang der Feldvögel

Die Bestände typischer Vögel der offenen Felder und Wiesen haben in den letzten Jahrzehnten immer schneller abgenommen. Das bestätigte nun die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen. Die immer intensivere Landwirtschaft lässt selbst den früher fast überall anzutreffenden Art keinen Raum mehr zum Leben.

Die Bestände der Uferschnepfe gingen in weniger als 25 Jahren um 61 Prozent zurück. - Foto: Frank Derer

Die Bestände der Uferschnepfe gingen in weniger als 25 Jahren um 61 Prozent zurück. - Foto: Frank Derer

04. Mai 2017 – Die Vögel der Agrarlandschaft sind in Deutschland und Europa besonders bedroht. Zwischen 1990 und 2013 verschwanden in Deutschland 35 Prozent aller Feldlerchen, 80 Prozent aller Kiebitze und 84 Prozent aller Rebhühner. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung (PDF) auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die heute veröffentlicht wurde.

Der NABU begrüßt die kritische Nachfrage durch die Grünen und die fachlich fundierte Antwort der Bundesregierung. Die Zahlen und Fakten des Dokumentes lassen klar erkennen, wo derzeit das größte Problem für die Erhaltung der heimischen Vogelwelt und der damit zusammenhängenden Artenvielfalt liegt. Die immer intensivere Landwirtschaft lässt selbst den früher fast überall anzutreffenden Vogelarten der Agrarlandschaft keinen Raum mehr zum Überleben. In vielen Regionen Deutschlands kann man inzwischen den fröhlichen Frühlingsgesang der Feldlerche beim Spaziergang über die Felder kaum mehr hören.

 

Umweltprogramme halten Verluste durch Intensivlandwirtschaft nicht auf

Die alarmierenden Zahlen zum Verlust von Vögeln, die vor allem in der Agrarlandschaft leben, wurden bereits in einer im August 2016 veröffentlichten Studie „Tracking Progress Towards EU Biodiversity Strategy Targets: EU Policy Effects in Preserving its Common Farmland Birds“ bekannt, die gemeinsam von Forschungseinrichtungen und Verbänden erstellt wurde. Sie zeigt, dass die EU mit ihrer Vogelschutzrichtlinie und ihren Agrarumweltprogrammen zwar einen wichtigen Beitrag zum Erhalt vieler Vogelarten auf Feldern und Wiesen leistet, den dramatischen Artenschwund aber nicht umkehren kann. Hauptursache dafür ist eine durch die EU-Agrarförderung immer intensiver werdende Landwirtschaft.

 

Massive Verluste

In Deutschland hat der Bestand der Kiebitze zwischen 1990 und 2013 um 80 Prozent abgenommen, die Zahl der Braunkehlchen um 63 Prozent, die der Uferschnepfen um 61 Prozent und die der Feldlerchen um 35 Prozent. Die Zahl der Rebhühner hat zwischen 1990 und 2015 sogar um 84 Prozent abgenommen. Ein Drittel aller Vogelarten zeigt seit Ende der 90er Jahre „signifikante Bestandsabnahmen“. In Europa hat die Zahl der Vögel in 30 Jahren um 420 Millionen abgenommen! Es sind die kleinen, häufigen Arten, die rapide weniger werden und für diese Bilanz sorgen. Tausend mehr Seeadler können eben den Verlust von zig Millionen Sperlingen und Schwalben nicht ausgleichen.

 

Nutzungsintensivierung, der Einsatz von Pestiziden, Überdüngung und verarmte Fruchtfolgen haben in den letzten Jahrzehnten zu einem massiven Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen in der Agrarlandschaft geführt sowie zu einer enormen Belastung von Wasser, Böden und Klima. Verantwortlich dafür ist vor allem die gemeinsame Agrarpolitik in der EU (GAP), bei der die Förderung größtenteils nach dem Gießkannenprinzip mittels pauschaler Flächenprämien ohne konkrete Natur- und Umweltleistungen für die Gesellschaft erfolgt. „Damit muss endlich Schluss sein. Der NABU fordert eine grundlegende Reform der gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020. Öffentliche Gelder dürfen nur noch für öffentliche Leistungen vergeben werden. Dafür muss sich die Bundesregierung in Brüssel einsetzen. Ohne Druck aus Deutschland wird es keine ökologische Agrarreform geben“, so NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt.

Palmöl landet immer häufiger im Tank

Biokraftstoffe sind der falsche Weg, die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen

Jährlich werden gigantische Flächen an Tropenwald gerodet, um billiges Palmöl zu produzieren. In Europa landet der Großteil des importierten Palmöls im Tank – Tendenz steigend. Um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen, ist das der falsche Weg, denn Biodiesel verursacht dreimal mehr CO2-Emissionen als fossiler Diesel.

Eine gerohdete Regenwaldfläche in Indonesien

Regenwaldabholzung - Foto: RSPB/C. Kendall

25. November 2016 – Der NABU sieht seine grundlegende Kritik an der Verwendung von Palmöl in Biokraftstoffen durch eine neue Studie der Umweltorganisation Transport & Environment bestätigt. Demzufolge landet erstmals der größte Anteil europäischer Palmöl-Importe im Sprit – noch vor Lebensmitteln und Kosmetik. Im vergangenen Jahr stieg die Verwendung von Palmöl in Biodiesel noch einmal um drei Prozent auf insgesamt 3,35 Millionen Tonnen an. Zudem wiesen die Autoren der Studie nach, dass Biodiesel auf Basis von Palmöl keineswegs sauber ist: Er verursacht dreimal mehr CO2-Emissionen als fossiler Diesel. „Während sich viele Konsumenten zu Recht Gedanken um palmölfreie Lebensmittel machen, wird ein Großteil des Palmöls einfach in unseren Motoren verfeuert. Das ist nicht nachvollziehbar und führt klimapolitisch in die Sackgasse“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. 

Gerade am Beispiel von Palmöl zeige sich, dass Biokraftstoffe der falsche Weg seien, die Klimaziele im Verkehrsbereich zu erreichen. „Die Rechnung, verbrauchsstarke Verbrennungsmotoren mit scheinbar treibhausgasneutralen Kraftstoffen betreiben zu wollen, geht nicht auf. Jedes Jahr werden gigantische Flächen an Tropenwald gerodet und für immer zerstört, nur um billiges Palmöl zu produzieren. Dabei ist der Weg für die Zukunft des Verkehrs doch klar: Fahrzeuge müssen deutlich effizienter werden und wir brauchen mehr E-Mobilität bei gleichzeitigem Ausbau der Erneuerbaren Energien“, so Miller. Strengere CO2-Grenzwerte für Pkw und Lkw seien das deutlich wirksamere Mittel zur Emissions-Reduzierung als der Versuch der Automobilkonzerne, die Klima-Verantwortung auf die Mineralölindustrie abzuwälzen. 

Geradezu grotesk sei es, dass in vielen Tropenwaldregionen mit hohem Aufwand versucht werde, verbleibende Wälder als Kohlenstoffspeicher zu schützen, während auf der anderen Seite des Waldes für Palmöl gerodet würde. „Die Auswirkungen der verfehlten europäischen Biokraftstoff-Politik können wir jeden Tag beobachten, beispielsweise in unseren Projektregionen in Indonesien. Die Waldflächen schrumpfen hier bedrohlich und damit auch der Lebensraum von gefährdeten Arten und indigenen Völkern. Herrschte in anderen Weltregionen ein ähnlicher Durst nach palmölbasiertem Diesel, würden wir eine Anbaufläche in der Größe der verbleibenden Regenwälder Borneos, Sumatras und Malaysia benötigen“, so NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. 

Derzeit erarbeitet die Europäische Kommission einen Vorschlag zur Novellierung der Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED), die unter anderem den zulässigen Anteil von Biokraftstoffen regeln wird. Der geleakte Entwurf sieht derzeit eine minimale Reduktion des Biokraftstoffanteils im Verkehrsbereich von 4,9 Prozent auf 3,8 Prozent im Jahr 2030 vor. Damit wäre auch künftig eine Beimischung von problematischen Pflanzenölen wie Palmöl mit seinen negativen Auswirkungen für Umwelt und Klima zulässig. Der NABU fordert hingegen einen phasenweisen Ausstieg aus landbasierten Biokraftstoffen, bis hin zum völligen Verbot.

Was bedeutet TTIP für uns und die Natur?

Hier ein kurzes Video,

mehr Informationen auf der Homepage von CAMPACT

Brauchen wir Gentechnik?

Eine schwierige Frage, wir wollen ab sofort hier einige NABU-spezifische Informationen veröffentlichen, die ggf. ihnen weiterhelfen sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

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Weltweite Folgen des Anbaus gentechnisch veränderter Nutzpflanzen
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offener Brief zum Thema Gentechnik
Stoppen Sie den unzureichenden EU-Vorschlag
zu Gentechnik-Anbauverboten!
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